Aktives Zuhören

aktives Zuhören

Hört Dein Schatz Dir nicht zu? 

Du erzählst Deinem Schatz zuhause von Deinem Tag und merkst dabei, dass er/sie Dir nicht zuhört? Du merkst, dass er /sie später nicht mehr genau sagen kann, worum es gegangen ist, oder sich nicht gemerkt hat, was Du erzählt hast?

Wenn mir jemand nicht zuhört verliere ich zunehmend die Lust etwas zu erzählen. Wenn ich aufhöre zu erzählen, dann weiß mein Gegenüber nicht was mich beschäftigt oder was mir gerade durch den Kopf geht.   

In der Beziehung entsteht dann mit der Zeit das Gefühl, dass ich nicht mehr gesehen werde als der/die die ich bin. Paare, die sich nicht zuhören wenden sich mit der Zeit voneinander ab. Sie fühlen sich nicht verstanden. Dies ist einer der Gründe, dass Du Dich in Deiner Beziehung alleine bzw. einsam fühlen kannst.

In einer Beziehung ist mangelndes aktives Zuhören auf Dauer der Anfang vom Ende der Beziehung. Paare bezeichnen diesen Zustand dann mit den Worten „wir haben uns aus einander gelebt.“ Diese Aussage ist laut Studien der häufigste Scheidungsgrund bei verheirateten Paaren.  

In meiner Praxis als Mediator erlebe ich oft wie Paare es nicht mehr schaffen einander zuzuhören. Einer spricht und einer unterbricht. Oder einer spricht und einer mauert.

Was macht Zuhören so schwierig?

Einander nicht zuzuhören ist leider ganz normal. Im Laufe der Zeit nimmt Deine Fähigkeit zuzuhören ab, da sich Kommunikation aufgrund von Wiederholungen abnutzt.  Einerseits glauben wir, dass wir klar kommunizieren, obwohl wir dies nicht tun. Andererseits überschätzen wir unsere eigenen Fähigkeiten zuzuhören.

In der Realität hören wir mehr WIE etwas gesagt wird als was gesagt wurde. Wir schauen mehr darauf WIE unser Gegenüber etwas ausdrückt als dass wir zuhören was gesagt wurde.   

Was kann ich selbst tun?

Es gibt es eine Lösung, um gegenseitige Aufmerksamkeit herzustellen. In 3 Schritten kannst Du erfahren wie Du Aufmerksamkeit und Verständnis erleben und bei euch beiden erzeugen kannst durch Aktives Zuhören.

Zuhören erleben: Aktives Zuhören in 3 Schritten

Wie gut kann ich zuhören?  Die erste Frage ist wie es bei Dir selbst mit dem Zuhören steht. Meistens konzentrieren wir uns auf unser Gegenüber. Aber wie soll etwas sich verändern, wenn wir selbst nicht wissen wie aktives Zuhören geht? Daher gilt es im ersten Schritt selbst aktives Zuhören zu erleben und zu meistern.

Es folgt eine Challenge in 3 Schritten. Das Ziel der Challenge ist es einander aufmerksam zuzuhören. Dabei erlebst Du wie es ist zuzuhören und auch wie es sich anfühlt wenn er/sie Dir 100%ig zuhört. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Schritt 1: Mache den 3 Minuten Test

Das nächste Mal, wenn Dir Dein Partner / Deine Partnerin etwas erzählt, versuche 3 Minuten lang zuzuhören, OHNE ihn/sie zu unterbrechen. Achtung: 3 Minuten sind lang! Es ist wahrscheinlich, dass Du in den 3 Minuten folgendes denkst:

  • „Das stimmt doch gar nicht“
  • „Ich verstehe nicht was er/sie meint.“
  • „Warum ist er/sie so….. (abweisend, müde, desinteressiert,“ etc.)
  • „Nicht schon wieder…“
  • „Die Lösung liegt doch auf der Hand.“
  • „Warum macht er/sie nicht einfach folgendes?“

Das sind alles Beispiele für Deine „Innere Stimme“, die oft sehr laut sein kann. Besonders wenn das was Du hörst nicht mit dem übereinstimmt was Du denkst bzw. was Dich interessiert.

Erste Challenge: Probiere die 3-Minuten-Regel öfter und dehne die Anzahl der Minuten aus.

Zweite Challenge: Kombiniere die 3 Minuten mit non-verbaler Kommunikation. Schau auf Deine Körpersprache und bleibe mit Deinem Schatz in Augenkontakt. Versuche Dein Zuhören und Deine Zustimmung durch Kopfnicken und Verstärkungen wie „Ja“, „Aha“, „Mmmh“ auszudrücken. Es beruhigt Dein Gegenüber und bringt euch miteinander in Kontakt. Außerdem hilft es Dir dabei fokussiert zu bleiben und die eigene Innere Stimme nicht zu hören.

Es ist wichtig, dass Du wirklich "nur" zuhörst und es Dir ausschließlich darum geht Dein Gegenüber zu verstehen.

Experten-Tipp: Ein weiterer Tipp von mir aus der Praxis ist, dass Du Dir die Aufgabe 3 Minuten zuzuhören mehrmals im Alltag stellst. Versuche es bei Kindern, Eltern, Kollegen, Freunden und in möglichst vielen unterschiedlichen Situationen. Jeweils 3 Minuten lang. Schau welche Form der nonverbalen Kommunikation zu Dir passt. Finde heraus ob Dein Umfeld eine Veränderung wahrnimmt.

Was fällt Dir dabei auf? Wie unterscheiden sich die Geschichten? Wem fällt es auf, dass Du zuhörst? Wem nicht? Wie ist die Reaktion auf Deine Umstellung?

Dritte Challenge: Höre solange zu bis Dein Gegenüber fertig ist mit dem Erzählen. Dann versuche das was Du gehört hast mit Deinen eigenen Worten zusammen zu fassen. Dann sollte sich beim Gegenüber eine Zufriedenheit einstellen bzw. Du solltest merken, dass er/sie das Gefühl hat gehört und gesehen worden zu sein. Es kann einige Tage dauern bis dies sich äußert. Versuche es – denn es ist es wert.  

aktives Zuhören

Schritt 2: Wie bringe ich meinen Partner / meine Partnerin dazu mir zuzuhören

Herzlichen Glückwunsch. Du bist ein aktiver Zuhörer. Du bist dazu imstande mehrere Minuten lang zuzuhören, ohne Dein Gegenüber zu unterbrechen. Doch wie schaffst Du es ihn/sie auch zum Zuhörer zu machen?

Das ist zugegebenermaßen nicht so einfach. Es setzt voraus, dass Du es ansprechen kannst.  Wenn mir jemand sagt, ich sei kein guter Zuhörer, dann höre ich zuerst die Kritik. Ich höre nicht den Wunsch danach, dass ich jemandem zuhören soll. Auf Kritik reagieren wir automatisch mit Gegenkritik. Umso wichtiger ist es den Weg zum Dialog gemeinsam und behutsam anzugehen. Eine Möglichkeit besteht darin das Thema allgemein für beide Seiten mit Beziehungskarten und Beziehungsfragen spielerisch anzugehen.

Das Ziel von Schritt 2 ist es, dass es um Eure gemeinsame Fähigkeit zuzuhören und aufmerksam zu sein geht. Ihr bewertet euch sozusagen gegenseitig. Dadurch entsteht ein Dialog darüber, wie Du wahrgenommen wirst und wie Du Deinen Schatz beim Zuhören siehst.

Dabei könnten folgende Fragen hilfreich sein:

 

 Aktives Zuhören ChallengeAktives Zuhören Test

Challenge: Vergleicht Eure Antworten und sprecht miteinander darüber. Ist es Deinem Schatz aufgefallen, dass DU mehr / besser zuhörst? Wie merkt er/sie es? Was ist anders? Was wird dadurch leichter bzw. besser?

Nutzt die Fragen dazu, um miteinander über das schwierige Thema Kommunikation in der Beziehung zu sprechen OHNE dabei über Probleme zu sprechen. Es geht zuerst mal NUR darum gegenseitige Zuhören zu thematisieren.

Was macht gegenseitiges Zuhören in Beziehungen so schwierig? - Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung

Neuen Situationen begegnen wir mit hoher Aufmerksamkeit. Wiederholen sich die Situationen, dann gewöhnt sich unser Gehirn daran. Die Aufmerksamkeit lässt nach. Wir konzentrieren die Aufmerksamkeit auf etwas anderes, dass unser Gehirn mehr fordert.

Warum geschieht dies beim Zuhören? Es hat wahrscheinlich etwas mit dem Wiederholungseffekt beim Erzählen zu tun. Wenn Dein Schatz nachhause kommt und z.B. von der Arbeit erzählt oder von den Kindern oder von den Freunden, so hat Dein Zuhörer-Gehirn einen AHA-EFFEKT. Das Gehirn denkt sich: „Das kenne ich schon“. Die Aufmerksamkeit für Neues ist nicht mehr herstellbar.

Beziehungsforschung Kommunikation

Es kommt natürlich auch darauf an wem wir zuhören und was wir hören. Leider ist es in längeren Beziehungen so, dass der Closeness Communication Bias zuschlägt. Kurz gesagt handelt es sich beim Communication Bias darum, dass wir uns immer weniger Mühe geben etwas genau und verständlich zu beschreiben, wenn wir eine Geschichte erzählen.

Da wir als Menschen immer eine Geschichte erzählen, wenn wir z.B. nachhause kommen, bedeutet dies das wir uns mit der Zeit immer weniger Mühe geben genau zu formulieren bzw. ausführlich darzustellen was Sache ist. Damit wird die Geschichte für Dich als Zuhörer schwerer verständlich. Du musst Dich mehr anstrengen sie zu hören und Fragen zu stellen, wenn etwas nicht klar ist.

Dies gilt übrigens für jegliche Form der Beziehungskommunikation. Wir werden schleißige im Formulieren und damit schlampiger im Zuhören. Es macht einfach weniger Spaß zuzuhören, wenn das Gegenüber nicht mehr so wie beim ersten Mal mit leuchtenden Augen, voller Aufmerksamkeit, ausführlicher Körpersprache sich 100% mir zuwendet und erzählt was gerade passiert ist. Dazu kommt, dass auch ich als Zuhörer nicht mehr mit leuchtenden Augen und so weiter dabei bin. Dies ist ein Ping-Pong das entweder sich pusht oder gegenseitig zum Stillstand bringt.

Vergleiche es mit der Situation, wenn Du jemanden zum ersten Mal triffst. Dann bist Du aufmerksam und interessiert daran den besten Eindruck zu hinterlassen. Denke zurück an den Anfang Eurer Beziehung und erinnere Dich daran wie viel und wie lange ihr miteinander gesprochen habt. Meistens hören sich beide auch gerne zu. Durch den Closeness Communication Bias wird die Lust am Zuhören und die Lust am Erklären weniger.

Die gute Nachricht: Ihr könnt durch regelmäßiges gegenseitiges Zuhören miteinander in Kontakt bleiben. Durch die Aufmerksamkeit entsteht Nähe und Intimität und das Gefühl der Einsamkeit verschwindet.  

Die Lösung – Aktives Zuhören durch Beziehungskarten

Da es für viele Paare schwierig ist miteinander rechtzeitig eine Gesprächstherapie zu machen, habe ich mir in meiner Praxis als Mediator überlegt was Paare brauchen. Basierend auf den aktuellen Erkenntnissen der Beziehungsforschung habe ich 170 einzelne Beziehungskarten entworfen.

Darin enthalten sind alle Themen, die für eine Paarbeziehung von Bedeutung sind. Von Wertschätzung, Liebe, Ritualen bis hin zu Nähe, Intimität und Sex findet jeder eine Frage, auf die er/sie gerne eine Antwort hätte.

Durch den Einsatz verschiedener Kommunikationsinstrumente erlebt ihr wie es ist einander zuzuhören, sich auszutauschen und miteinander zu lachen. Vom Aktiven Zuhören über Pantomime bis hin zu Wissensfragen entsteht ein Kontakt zueinander und ein Rückblick sowie ein Blick in die Zukunft. Es ist eine gemeinsame Beziehungsreise, die wenige Fragen offenlässt. Sollte es wider Erwarten zu Konflikten kommen, so enthält der Beziehungskoffer auch eine Anleitung (Mediation ohne Mediator) mit der ihr den Konflikt bereinigen könnt.   

 

Schritt 3: Aktives Zuhören in der Beziehung – Dialog im Alltag

Challenge: Die Aufgabe „Aktives Zuhören“ besteht aus

  • Dem gegenseitigen Zuhören und
  • Der Beantwortung der Fragen und der Wiederholung des gehörten Inhalts durch Dich bzw. Deinen Partner / Deine Partnerin.

Die Fragen gehen auf Bedürfnisse und Gefühle in der Beziehung ein.  Aktives Zuhören ist daher nicht immer einfach. Umso wichtiger ist es, dass Ihr Euch gegenseitig nicht unterbrecht!

Aktives Zuhören ist ein Kommunikations-Werkzeug, dass jede Beziehung braucht. Da sich unsere Fähigkeit einander zuzuhören mit der Zeit abnutzt ist es umso wichtiger, diese Fähigkeit immer wieder aufzufrischen.

Vorteile des Aktiven Zuhörens

Durch aktives Zuhören entsteht Nähe und Intimität. Zuerst wird alles langsamer dadurch, dass keiner den anderen unterbricht. Durch die volle Aufmerksamkeit fühlt sich Dein Partner gehört. Durch Deine Fragen fühlt er sich verstanden.

Wichtig ist meiner Ansicht nach, dass aktives Zuhören nicht bedeutet, dass Du automatisch einverstanden bist mit dem was gesagt wurde. Vielmehr hast Du erreicht, dass sich Dein Gegenüber verstanden und gehört fühlt. In einer Beziehung entsteht dadurch Nähe und Intimität.

Stell Dir vor er versteht alles ganz genau was Du sagst und stellt sogar die richtigen Fragen an den richtigen Stellen! Dann weiß Dein Mann und Partner wie Aktives Zuhören geht.

Aktives Zuhören: Beziehungskarten

Es folgen drei verschiedene Beziehungskarten zum Thema Aktives Zuhören. Probiert Sie aus indem ihr wie oben beschrieben Euch beim Zuhören & Zusammenfassen abwechselt.

Aktives Zuhören Rituale

Rituale sind hilfreich im Beziehungsalltag, um miteinander in Kontakt zu bleiben. Bei der Streitbeilegung helfen Sie euch zu deeskalieren. Oder dabei wieder miteinander in Kontakt zu kommen.

Aktives Zuhören Wünsche

In dieser Frage geht es darum den Fokus auf die gegenseitigen Wünsche und den Bedarf nach Aufmerksamkeiten zu lenken. Welche Sprache der Liebe wird bedient? Welche Art von Aufmerksamkeiten wünscht ihr euch?

Wichtig ist hier, dass sich Wünsche und Bedürfnisse mit den Jahren ändern. Daher gilt es diese Frage in regelmäßigen Abständen aufs Neue zu stellen.

 

 

Aktives Zuhören Haushalt

 Haushalt und Alltagsorganisation gehören zu den häufigsten Streitthemen in Beziehungen. Auch hier ändern sich die Bedürfnisse auf beiden Seiten. Meistens denken wir, dass wir viel mehr tun als unser Partner / unsere Partnerin sieht. Dies hängt auch von der jeweiligen Erwartungshaltung ab. Auch hier gilt - wie oben - "Bleiben wir im Gespräch" - und das regelmäßig!

Der Beziehungskoffer: 170 Beziehungskarten

Solltet Ihr andere Themen gerne besprechen wollen, so findet ihr 170 Möglichkeiten im Beziehungskoffer.

 

Aktives Zuhören für Paare mit Spiel und Spaß im Beziehungskoffer

 

SCHAU REIN IN DEN BEZIEHUNGSKOFFER