1. Nonverbale Kommunikation

Nonverbale Kommunikation für Paare - Decodierung und Spiegelneurone als Arbeitswerkzeuge

Was hat nonverbale Kommunikation mit Deinen Emotionen zu tun?

Laut aktueller Forschung gibt es eine Wechselwirkung zwischen Körper und Emotion. Durch Körpersprache oder Körperhaltung verändert sich unser Denken und unsere Wahrnehmung von Emotionen. Wenn wir selbstbewusst dastehen (= Power Posing) dann steigt unser Testosteron und unser Cortisol sinkt ab.  

Mehr als 80% der Kommunikation zwischen Menschen ist nonverbal. Daher ist es wichtig, auf den nonverbalen Teil der Kommunikation zu achten. Der Gesichtsausdruck, die Bewegung der Arme und Hände, wohin die Augen sehen, sagen viel aus über das, was in Deinem Partner / Deiner Partnerin vorgeht.

Nonverbale Kommunikation ist zum Beispiel

  • Gesichtsmimik,
  • Körperhaltung,
  • Armbewegungen,
  • Augensprache,
  • Mundbewegungen,
  • Pfeifen,
  • Atmen,
  • Beinstellung, etc. 

Die Bedeutung von Spiegelneuronen 

Joachim Bauer, Mediziner, Neurobiologe und Psychotherapeut beschreibt wie Spiegelneuronen dazu beitragen, dass wir intuitiv verstehen was andere Menschen fühlen, bzw. Freude und Schmerz anderer Menschen mitempfinden können. Spiegelneuronen sind Nervenzellen, die unsere Intuition und Empathie bestimmen und unsere Fähigkeit zu lieben beeinflussen. .

Damit sind Spiegelneuronen wichtige Elemente jeder Liebesbeziehung. Dies wird gerade bei unserer Fähigkeit nonverbale Kommunikation zu entschlüsseln sichtbar. 

    Wie können wir nonverbale Kommunikation  decodieren?

    Körpersprache beobachten

    Von unserem ersten Tage an sind wir darauf angewiesen unsere Umgebung zu beobachten. Mit der Zeit lernen wir die Beobachtung mit Informationen anzureichern. Das ist der Beginn der Bewertung.

    In der Paarbeziehung liegt die Herausforderung darin, von der Bewertung wegzukommen und zur Beobachtung "zurückzukehren". Gerade beim Zuhören und Sprechen ist es wichtig das zu beschreiben und zu hören was beobachtet wurde und es  von dem trennen zu können was bewertet wird. 

    Bewertest Du noch oder beobachtest Du schon?

    In der nonverbalen Kommunikation in der Paarbeziehung geht es darum, die Signale und Zeichen die wir empfangen "richtig" zu deuten. Wir unterliegen dabei der Gefahr, dass wir bewerten was wir glauben zu sehen, statt zu beobachten was wir wissen zu sehen. Der Unterschied liegt darin, dass wir Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen interpretieren, ohne dabei sicher zu wissen, dass wir nicht einer Täuschung unterliegen.

    Daniel Kahnemann ein Nobelpreisträger für Wirtschaft beschreibt in seinem Buch Schnelles Denken, Langsames Denken" sehr ausführlich, wie Experten (Vor)Urteile nutzen und damit oft zu Schlüssen gelangen die nicht korrekt sind. Dabei lassen wir lassen uns von unserer Intuition leiten. Interessanterweise liegt diese Intuition - das berühmte Bauchgefühl - laut Kahnemann - oft falsch. 

    Da wir in unserer eigenen Beziehung oft die  einzigen Experten sind, besteht hier die Gefahr meiner Ansicht nach, dass wir die Körpersprache unserer Partner überinterpretieren bevor wir hinterfragen was wir genau gesehen bzw. beobachtet haben.

    Im Alltagsstress von Beziehungen werden wir zudem auch oft überschwemmt mit Informationen, die es schwer machen zu einer klaren Beobachtung zu kommen.

    Wir bewerten was wir mit unseren Augen sehen. Zugleich verarbeitet unser Gehirn eine Flut an Informationen über Distanz, Nähe, Gerüche, Mimik, Gestik der uns umgebenden Menschen.

    Der Tastsinn gibt uns ebenso wie der Sehsinn eine Vielzahl an Informationen, die unser Gehirn bei der nonverbalen Kommunikation verarbeitet. Alleine beim Küssen und Streicheln tauschen wir Millionen an Sinneseindrücken aus, ohne dabei zu reden. Oft ist uns dabei gar nicht bewusst, dass wir uns inmitten der nonverbalen Kommunikation befinden. Kein Wunder, dass nonverbale Kommunikation 80% der Kommunikation ausmacht. 

    Ein bekannte Redewendung, die die nonverbale Kommunikation beschreibt ist die Frage ob Du "jemanden gut riechen kannst." Gerade am Anfang der Beziehung schaltet der Geruchssinn oft unsere anderen Sinne aus und hat somit einen ziemlich großen Einfluss auf die Selektion bei der Partnerwahl.

    Die Fähigkeit zu decodieren

    Manchmal ist es uns möglich nonverbales Verhalten so genau zu deuten, dass wir merken, dass das was jemand sagt und wie er/sie sich verhält nicht zusammenpasst. Diese Beobachtung mache ich auch in der Mediation mit Paaren. Ein Partner spricht von Liebe und Vertrauen. Sein Körper spricht aber eine andere Sprache. Oder er ist nicht dazu imstande seiner Frau in die Augen zu sehen. 

    Ein weiteres Beispiel der nonverbalen Kommunikation sind Verhaltensweisen wie Erröten oder Schwitzen. Wir können diese Reaktionen nicht steuern und unser Partner kann sie feststellen. Die Frage ist was er/sie daraus ableitet....

    Nonverbale Kommunikation im Streit

    Eine Form der nonverbalen Kommunikation ist unserer Reaktion auf Gefahr. In Situationen der Gefahr ist der Körper dazu bereits mehr zu leisten. Wir nehmen die Umgebung schärfer und genauer wahr. 

    Dies ist in Paarbeziehungen mit unserer Reaktion auf Streit oder  Kritik vergleichbar. Viele Menschen reagieren auf Kritik und auf Streit indem sie überflutet werden. Im Zustand der Überflutung reagieren wir auf unsere Streitpartner wie der Steinzeitmensch auf den Säbelzahntiger. Wir sind bereit zu kämpfen, unser Gesichtsfeld verengt sich. Der Blutdruck steigt. Das Adrenalin pumpt durch unseren Körper. In diesem Flucht bzw. Kampfzustand können wir vieles, nur zuhören können wir nicht. 

    Decodierung und Spiegelneurone: Nonverbale Kommunikation im Beziehungsalltag

    Beziehungswissen zum Thema

    An diesem Punkt setzt das Beziehungswissen ein. Wenn Paare mir in der Mediation ihre Beziehungskonflikte beschreiben, so folgen diese oft einem bestimmten Streitmuster. Zuerst kritisiert einer den anderen. Dann gibt es oder es gibt keine Reaktion. Daraufhin eskaliert die Kritik. Dazu kommen Abwertungen. Kritik und Abwertungen erzeugen beim Zuhörer eine Abwehrhaltung. Bei vielen Menschen führt Kritik zu Überflutung. 

    Wenn du überflutet wirst....

    ....dann geht 20 Minuten lang gar nichts mehr. 20 Minuten dauert es, bis Dein Hormonspiegel und Dein Blutdruck wieder so weit unten sind und Du einen klaren Gedanken fassen kannst. 

    Posen, Gesten und Rituale

    Als Menschen können wir ein Gesicht, dass wir sehen "Lesen". Wir können es auch gut beobachten und bewerten, wenn sich eine Frau mit der  wir ein Date haben "herrichtet". 
    Nonverbale Decodierung bzw. Kommunikation ist auch das Tragen von Schmuck oder bestimmten Kleidungsstücken. Manchmal wollen wir mit einer bewussten Auswahl etwas sagen. Der Satz "Kleider machen  Leute" verdeutlicht dies. 

    Die richtige Nähe und Distanz

    Nonverbale Kommunikation bedeutet die richtige Nähe und Distanz in der eigenen Beziehung und zu anderen Menschen zu finden. Manchmal fühlen wir uns unwohl wenn ein anderer Mensch unsere Distanz nicht respektiert und weichen der Nähe aus. Unsere intime Zone ist verletzt. Wir nehmen dies als Bedrohung bzw. als Gefahr wahr. 

     

    Redewendungen / Beispiele: Was bedeutet diese Körpersprache?

    • Er steht mit verschränkten Armen vor Dir.
    • Sie schaut Dir nicht in die Augen.
    • Er verdreht die Augen.
    • Sie schüttelt den Kopf.
    • Er zieht die Schultern hoch.
    • Sie reibt sich die Hände
    • Er kann nicht ruhig stehen.

     Was genau bedeutet es für die Beziehung? Was will er / sie Dir damit sagen? Oder noch viel wichtiger - was sagen diese Gesten aus?

    Unsere Antworten auf diese Gesten und auf die Körpersprache hängen davon ab, was wir in der Vergangenheit damit verbunden haben bzw. wie wir es decodieren. So kann Hände reiben vieles bedeutet, wie z.B. "Mir ist kalt" bis "Großartig" oder "Ich bin nervös". Verschränkte Arme können ein Zeichen der Reserviertheit, der Abwesenheit sein oder ein Zeichen dass Dein Partner Dir genau konzentriert zuhört. Ein Kopfschütteln oder ein Kopfnicken können was mit dem zu tun haben was Du gesagt hast, oder mit dem worüber Dein Gegenüber gerade nachdenkt. Dein Satz kann in deren Kopf etwas ausgelöst haben an Gedanken und somit ist er/sie ganz woanders. 

     

      Wie kann ich diese Körpersprache deuten bzw. verstehen? 

      Zuerst solltest Du Deinen Partner beobachten, um festzustellen welche Formen der nonverbalen Kommunikation er benutzt. Dann solltest Du ihn/sie fragen, was diese Körperhaltung oder Geste bedeutet. Wenn dies schwierig ist bzw. nicht geht, dann bitte ihn Dich zu spiegeln. Er/Sie soll das machen was Du machst und erraten was es bedeutet.

      Wieso ist es so schwierig Körpersprache zu lesen?

      TV, Smartphone und Internet sind dabei unsere Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Abgesehen von den positiven Effekten (z.B. Zugang zu Wissen) wirken sich diese Kommunikationsmittel auch negativ auf unsere Kommunikation miteinander aus. 

      Negative Effekte stelle ich bis dato in der Gesundheit und in der Beziehungskommunikation fest. Gesundheitliche Effekte entstehen im Nackenbereich durch unsere Haltung wenn wir auf kleine Schirme starren. Die Effekte in der Beziehungskommunikation sind noch nicht erforscht und dennoch schon sichtbar. 

      In meiner Praxis als Mediator habe ich vermehrt Paare deren Kommunikation nonverbal über Whattsapp / Messenger läuft. Diese Paare tun sich dann oft schwer miteinander konfliktfreie Gespräche zu führen. Einerseits weil Sie schon so geladen sind von dem was der/die Andere geschrieben hat. Andererseits weil sie aus der Übung sind.

      Gehe mal in einem Restaurant essen und schaue Dir an wie oft Smartphones Bestandteil des Gesprächs sind. Entweder liegen sie am Tisch und ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich ,wenn das Handy brummt. Oder wir schauen hinein in den Phasen in denen uns nichts besseres einfällt, oder wir nicht gerade wissen wie wir miteinander sprechen sollen. 

      In dieser Situation kommt der nonverbalen Kommunikation und ihrer Deutung noch mehr Bedeutung zu. 

      Durch die Nutzung von Smartphones hat sich auch bei Beziehungen einiges geändert. Wir berühren laut einer aktuellen Studie unser Smartphone zwischen 2.000 und 5.000 mal am Tag. Unabhängig davon verbringen wir mehrere Stunden täglich mit anderen Menschen über Facebook, Twitter, Instagram und Whatsapp. Leider machen uns diese Apps auch süchtig. Wir wollen immer mehr davon ohne es  zu merken.

      Je mehr Zeit wir mit Apps, Social Media bzw. im Internet verbringen, desto weniger üben wir uns in der nonverbalen Kommunikation. Wir verlernen damit mit der Zeit unser Gegenüber zu deuten. Jeder Mensch hat eine Vielzahl an eigenen Mimiken und Körperhaltungen, die wir lernen sollten zu deuten. Bei unserem Partner / unserer Partnerin ist dies noch viel wichtiger, da wir sonst keine Nähe und Intimität miteinander aufbauen können.

      Was kann ich tun, wenn es nicht klappt?

      Wie lernst Du Deinen Partner / Deine Partnerin "zu lesen"? Übung, Übung, Übung ist ein erster Schritt. Dabei geht es darum Deine Fähigkeiten zur Beobachtung zu schärfen.

      Beziehungskarten helfen dabei Deine Aufmerksamkeit auf die nonverbale Kommunikation miteinander zu lenken. Mit Pantomime-Beziehungskarten könnt ihr beide spielerisch und mit viel Humor nonverbale Kommunikation miteinander erleben. 

      Decodierung von nonverbaler Kommunikation mit Pantomime-Beziehungskarten

      Wie stellst Du Liebe pantomimisch dar? Wie kann Dein Partner an Deiner Körperhaltung erkennen, dass Du ihn liebst? Frage Dich selbst ob und wie oft Du zuhause die Hände verschränkst, ob Du ihn/sie in die Augen schaust und wie viel Du lächelst im Alltag? 

       


      Kommt nonverbal vor verbal?

      Positive nonverbale Kommunikation im Beziehungsalltag ist eine Kunst und ein wichtiger Bestandteil der Beziehungspflege. Die nonverbale Kommunikation ist oft das Vorspiel für die verbale Kommunikation. Laut einer Studie des Beziehungsforschers John Gottman brauchen wir 5 mal soviel positive wie negative Kommunikation jeden Tag. Dabei ist vor allem positive Kommunikation im Sinn von körperlicher Kommunikation (Küssen, Umarmen, etc.) ein großer Teil der positiven nonverbalen Kommunikation. 

      Was bringt uns das Kommunikations-Werkzeug Pantomime?

      Im Alltag ist es wichtig den Partner / die Partnerin "lesen" zu können. Lesen bedeutet hier, dass Du die Gesichtsausdrücke richtig interpretierst und die Körpersprache deuten kannst. 

      Die Pantomime-Beziehungskarten enthalten lustige Aufgaben, die ihr miteinander löst. Die meisten Paare berichten davon, wie schon es war wieder einmal miteinander zu lachen und einfach nur Spaß zu haben. 

      Beziehungskarte Pantomime nonverbale Kommunikation Fragekarte

      BEZIEHUNGKARTEN ZUM SCHMUNZELN - SCHAU REIN