Schlafentzug beim 1. Kind: Fehleinschätzungen und Folgen

Schlafentzug beim 1. Kind

Das erste Kind ist geboren. Hurra!! Die Freude ist groß und die Hormone halten uns die ersten Wochen und Monate über Wasser. Unglaublich, wie wenig Schlaf wir brauchen und es geht doch noch alles. Aber geht es wirklich?

Laut einer amerikanischen Studie kommt es in Folge des Schlafentzugs zu Fehleinschätzungen, die zu Beziehungsschwierigkeiten führen.

Welcher Fehleinschätzung unterliegen Frauen und Männer?

  • Frauen glauben, dass Männer besser schlafen als sie es tatsächlich tun. Frauen gehen davon aus, dass es ihren Männern schlechter geht, als dies tatsächlich der Fall ist.
  • Männer glauben, dass Frauen schlechter schlafen als sie dies tatsächlich tun.

    Was bedeutet dieses Ergebnis für Deine Beziehung?

    Beide Seiten unterliegen in den ersten Wochen und Monaten einer Fehleinschätzung:

    Frauen erleben wie ihre Männer nicht sofort aufwachen, wenn das Kind schreit bzw. gefüttert werden muss.

    Männer machen sich Sorgen, weil sie merken, dass ihre Frau gereizt ist. Sie fühlen sich ungerechtfertigt beschuldigt - weil Frauen denken sie würden gut schlafen - weil sie selbst auch gerädert sind. Bei ihrer Frau finden sie dafür jedoch kein oder wenig Verständnis. 

    Für viele Paare ist dies der erste Beziehungsstress nach der Geburt des 1. Kindes. 

     

    Folgen des Schlafentzugs: Die 4 apokalyptischen Reiter werden sichtbar

    Nach einigen Monaten sind die Hormone meistens verpufft und der Schlafentzug wirkt sich aus indem die 4 apokalyptischen Reiter jeder Beziehung

    • Kritik,
    • Verachtung,
    • Defensivität und
    • Rückzug (Mauern) größer geworden sind. 

    Es gibt mehr Streit und mehr Konflikte. Bei Paaren, die nicht gerne streiten zeigt sich höhere Unzufriedenheit indem sich beide voneinander abwenden. Nähe und Intimität bleiben auf der Strecke. 

     Schlafentzug beim 1. Kind - Folgen für die Beziehung

    Wie wurde die Studie gemacht?

      In einer Studie an der West Virginia University haben amerikanische Forscher 22 Paare, die zum ersten Mal Eltern wurden, befragt. Diese Paare wurden gebeten über einen Zeitraum von 7 Wochen ihre Schlafgewohnheiten aufzuschreiben. Darüber hinaus trugen sie im Schlaf elektronische Armbänder mit denen ihre Schlaf-Frequenzen gemessen wurden.

     

    Was hat Schlafmangel mit Beziehungen zu tun?

    Das 1. Kind ist ein gewaltiger Umbruch in einer Beziehung. Aus der Studie geht hervor, dass in den ersten 6 Wochen bis 6 Monaten nach der Geburt ihres Kindes davon ausgehen, dass es dem jeweils anderen besser/schlechter geht als dies de facto der Fall ist.

    Meiner Ansicht nach kann der Schlafmangel an sich die Ursache für die Fehleinschätzung sein. Wer nach einigen Nächten ohne viel Schlaf versucht hat Auto zu fahren oder Arbeiten zu verrichten, bei denen man sich konzentrieren muss, weiß wie es sich anfühlt zu wenig geschlafen zu haben. Es ist dann oft schwieriger Dingen und Menschen zu folgen bzw. komplexe oder komplizierte Handlungen umzusetzen. 

    Gleichzeitig steigt die eigene Reizbarkeit mit dem Schlafentzug an. Nach einigen Wochen gehört nicht viel dazu um die Kettenreaktion zur Explosion auszulösen. Das  sind die besten Voraussetzungen  für einen Konflikt bzw. einen Streit

     

    Was kannst Du selbst tun, damit es euch besser geht?

    1. Zuhören, zuhören & zuhören: Stelle Sie sicher, dass ihr euch in diesen ersten Wochen eures neuen Lebens einander aktiv zuhört und miteinander kommuniziert.

      Zuhören, zuhören, zuhören in Jungfamilien besonders wichtige KOmmunikation

    SO GEHT AKTIVES ZUHÖREN (MIT ANLEITUNG)!

    2. Entschlüsseln üben: Wenn das Zuhören erst einmal funktioniert, dann geht es an das Entschlüsseln.

    In der frühen Phase der Elternschaft merken wir erstmals, dass wir unterschiedliche Wertesysteme und Beziehungsmuster haben. Die Auseinandersetzung mit den Überlebens-wichtigen Fragen in der Kindererziehung am Anfang des Lebens eines Menschen, bringt Paare an den Rand ihrer Existenz.

    Auch wenn dies sehr heftig klingt - es ist oft so dass wir uns kaum wieder erkennen in den Jahren wenn die ersten Kinder sehr klein sind. Schlafentzug auf Dauer ist eine Foltermethode. Dafür sind wir erstaunlich schlecht darauf vorbereitet. In dieser Ausnahmesituation sollen wir uns dann miteinander unterhalten, einander verstehen und sogar gemeinsam Lösungen erarbeiten.

    Entschlüsseln ist hier eine der kommunikativen Fertigkeiten, die Deine Beziehung in den ersten Monaten benötigt. Beim Entschlüsseln geht es darum miteinander durch zuhören und nachfragen zu klären, was wir unter bestimmten Begriffen genau verstehen. Schaffst Du entschlüsseln, dann sinkt das Konfliktniveau schon erheblich. Gemeinsam mit aktivem Zuhören erlebst Du wie Nähe und Intimität zueinander entstehen.

    Beim Entschlüsseln geht es darum, dass Du verstehst was Dein Partner sagt und meint. So wird es einfacher in Stresssituationen schnell zu verstehen worum es geht. Als Kommunikations-Werkzeug ist daher Entschlüsseln wichtig. 

     

    Entschlüsseln als Kommunikationskunst in der Beziehung nach der Geburt des 1. Kindes

     

    LERNE  ENTSCHLÜSSELN 

     

    3. Selbstbild-Fremdbild: Die Studie zeigt, dass wir in der Einschätzung der Bedürfnisse des Partners / der Partnerin bzw. des allgemeinen Schlafzustands daneben liegen. Die Frage ist, woran das liegt? Haben wir hier einen Blinden Fleck? Oder weicht unser Fremdbild vom Selbstbild unserer Frau / unseres Mannes ab? 

    Die Abweichung von Selbstbild und Fremdbild ist normal. Wie sehen nun einmal Dinge aus 2 Richtungen, wenn wir 2 Menschen sind. Beziehungsrelevant wird es erst, wenn wir es nicht wissen bzw. berücksichtigen. Es ist daher wichtig sowohl das Selbstbild als auch das Fremdbild zu kennen. In Summe gibt es hier immerhin 4 verschiedene Perspektiven, die es zu berücksichtigen gilt. 

    Selbstbild-Fremdbild - wer von euch kennt den anderen besser?

     

    KENNST DU DIE 4 PERSPEKTIVEN JEDER SELBSTBILD-FREMDBILD-FRAGE?