Mitarbeiter: Wieviel kostet Firma Scheidung?

Streit kostet Unternehmen 10.000 Euro pro Mitarbeiter

Aus einer dänischen Studie geht hervor, dass eine Scheidung eines Mitarbeiters ein Unternehmen 72.000 DKK, das sind ca. 10.000 Euro kostet. Jeder vierte, der eine Scheidung durchlebt geht in den Krankenstand und davon sind mehr als die Hälfte mehr als einen Monat krankgeschrieben. Berücksichtigt man, dass viele Mitarbeiter Schwierigkeiten in ihrer Beziehung haben und wie sich das auf Krankenstände, Konzentration, physische und psychische An- und Abwesenheiten auswirkt, wird die Größenordnung des Problems deutlicher.

Warum reagieren Firmen auf diese Zahlen nicht? Weil Scheidungen Privatsache sind. Oft erfährt der Arbeitgeber bzw. Arbeitskollegen erst davon, wenn es schon zu spät ist, d.h. der Arbeitnehmer bereits krank geschrieben wurde. In Dänemark gibt es als Reaktion darauf Coaching-Paket-Angebote, die Firmen ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen können. Denn Mitarbeiter in Scheidung und nach der Scheidung brauchen Hilfe. So viel ist klar. Hilfe bei der Neuorientierung, Hilfe bei der Organisation eines oft schwieriger gewordenen Alltags und Hilfe bei der Abwicklung des "alten" Beziehungslebens. Dh. nicht, dass sich Mitarbeiter diese Hilfe holen. Vielmehr ist es so, dass Mitarbeiter dies nicht tun. Denn, wie bereits gesagt, Beziehungen sind Privatsache.

Also was kann ich als HR-Verantwortlicher / Vorstand / Firma tun? Als Firma können Sie ihren Mitarbeitern Care-Pakete anbieten. Der Mitarbeiter kann sich in einer Krisensituation oder vor der Scheidung als Hilfe zur Selbsthilfe - anonym - ohne dass der Vorgesetzte weiß, welche Dienstleistung der Mitarbeiter konsumiert - ein 10er Paket holen. 10 Beratungsstunden, die sowohl vorort bei einem Coach / Therapeuten / Mediator (je nach Bedürfnis) oder über Skype auch ohne face2face Treffen stattfinden können.

Oder noch besser - der Mitarbeiter erhält das 10er-Paket zu Anlässen, wo die Firma weiß, dass es innerhalb der nächsten 12 Monaten zu Schwierigkeiten kommen kann. Beispiele hierfür sind:

  • Geburt des ersten Kindes: Danach sinkt die Glückskurve der Paare eklatant und Beziehungen geraten meistens unter erheblichen Druck. 70% der Frauen berichten, dass sie im ersten Jahr nach der Geburt des ersten Kindes mit ihrer Beziehung wesentlich weniger zufrieden sind als vor der Geburt. Aus meiner Erfahrung heraus benötigen Paare die in dieser neuen Lebensphase stecken oft Hilfe zur Selbsthilfe. Die Möglichkeit von einer neutralen Person gecoacht zu werden, bringt neue Perspektiven und erlaubt es Druck loszuwerden, der sonst in der Familie oder in der Firma seinen Auslass sucht.
  • Vor Scheidungen: Die meisten Scheidungen in Österreich und Deutschland finden nach 5-10 Jahren Ehe statt. Somit kann sich ein Arbeitgeber ausrechnen, wann der optimale Zeitpunkt für so ein Coaching-Angebot ist. Dabei kann er es dem Mitarbeiter selbst überlassen, wann und wozu dieser das Angebot nutzen möchte. Denn schließlich ist Beziehungspflege Privatsache. Aber er kann sich "Marker" setzen sobald der Mitarbeiter heiratet, ein Kind bekommt bzw. das zweite Kind bekommt oder eine Scheidung durchlebt.

Was das bringt? Der Mitarbeiter erhält das Gefühl, dass die Firma ihn/sie als so wertvoll empfindet, dass auch die "soft areas" (wie z.B. Beziehung) unterstützt werden. Und in einem allfälligen Scheidungsprozess werden die Mitarbeiter von der Firma - in der Sie ja einen Großteil ihres Alltags verbringen - auch nicht alleine gelassen.